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AutorenbildAndreas Borsch

Die Psychologie des Geldes: Die großen Denkfehler über Sparen und Vermögen

Rationell betrachtet, ist Sparen nichts anderes als Konsumverzicht. Warum fällt es uns so schwer zu sparen? Muss man Menschen davon überzeugen, dass sparen sinnvoll ist? Borsch meint Ja! Sachliche Überlegungen, steile Thesen und provokative Ansichten sollen zum Nachdenken und zur Diskussion anregen und auf einen zweiten Artikel einstimmen.


(veröffentlicht auf cashkurs.com am 18.07.2024)


Im Privathaushalt beschreibt man Sparen als einen Vorgang, der sich auf den Teil des laufenden verfügbaren Einkommens eines Haushalts bezieht, der also nicht für den Konsum ausgegeben wird.


Was bedeutet Sparen im Privaten?

Freiwilliges Sparen bedeutet entweder Sparen für eine Vermögensanlage oder Sparen für einen bestimmten Zweck, wie z.B. den besonderen Urlaub, das ersehnte Wunschauto oder gar das eigene Heim.


Was bedeutet Sparen in der Wirtschaft?

Einerseits wirkt Sparen auf die Konjunktur dämpfend, da die Nachfrage nach Gütern verringert wird. Andererseits ist Sparen die Voraussetzung für Investitionen. Der Volkswirtschaft wird durch Sparen das notwendige Kapital für Investitionen bereitgestellt.


Was bedeutet Sparen für die Politik?

Ob der Staat sparen sollte, hängt vom Betrachtungswinkel ab. Wenn man mit ja stimmt, dann stellt sich die Frage: Wo? Wann? Und wie viel? Der Staat ist der größte Auftraggeber. Auch wenn die Ausgaben noch so unsinnig und verschwenderisch sein sollten, fließen diese in irgendein Portemonnaie, woraus wiederum Konsum und Investitionen bedient werden können. Ob das jeweilige Portemonnaie das richtige und vielleicht schon viel zu groß und zu prall ist, ist eine andere Diskussion.

Zu den Risiken und Nebenwirkungen einer Tilgung der Staatsschulden habe ich bereits 2016 hier auf Cashkurs ein paar Gedanken zusammengefasst.


Geldvermögen – Schulden = 0

Die Theorie besagt, dass sich in einer geschlossenen Volkswirtschaft die Summe aller Bestandsgrößen (Staats-, Unternehmens- und Privatschulden abzgl. der Staats-, Unternehmens- und Privatgeldvermögen) dem Wert von Null entspricht. Somit ist das gesamtwirtschaftliche Geldvermögen gleich Null.


Anders ausgedrückt: „Die Schulden des einen sind die Vermögen des anderen und ein Kredit ist lediglich ein Sparplan mit negativem Vorzeichen“!


Vermögen wird in erster Linie durch Sparen und nicht durch Einkommen und Rendite aufgebaut.

Sinnvolles Sparen im Privathaushalt ist m.E. dann gegeben, wenn dadurch zukünftige Konsum- und Investitionsbedürfnisse befriedigt und Einkommensschwankungen im Lebenszyklus ausgeglichen werden können.

Beträgt das private Nettovermögen am Lebensende Null, hat man aus meiner Sicht eine perfekte Lebens- und Finanzplanung umgesetzt.

Werden jedoch (über Generationen) aus Erspartem erzielte Vermögensüberschüsse vererbt, besteht die Gefahr der Geldhortung. Es können somit Vermögen entstehen, die auch nicht durch exzessiven Konsum vernichtet werden können. Der Überschuss landet in Geldanlagen, die wiederum zu neuen Einnahmen führen. Diese werden in Deutschland auch noch privilegiert versteuert. Eine extreme Ungleichbehandlung von Einkommen aus Arbeit und Vermögen.


Jeder ist des eigenen Glückes Schmied

Ich höre von meinen Mandanten immer wieder, dass es ihren Kindern und Enkelkinder einmal besser als ihnen gehen soll und sie es deshalb als erstrebenswert erachten, Ihnen nach dem Ableben ein gewisses Vermögen zu hinterlassen.

Für mich wäre es jedoch sinnvoller, wenn sie dieses Geld – welches meine Mandanten selbst erarbeitet haben – für sich, Ihren Lebensabend, ihre Gesundheit, Mobilität und Genuss ausgeben.

Den Kindern bzw. Enkelkindern zu Lebzeiten durch eine finanzielle Unterstützung eine gute Bildung zu verschaffen oder eine Ausbildung bzw. Studium ohne finanzielle Sorgen, wäre eine viel sinnvollere Ausgabe oder gar eine Investition in ihre finanzielle Unabhängigkeit. Die Perspektive auf ein lohnendes Erbe kann die berufliche Motivation und Eigenverantwortung erheblich reduzieren.


Asozial – die Gefahr für die Gemeinschaft

Wikipedia: „Der Begriff asozial entspricht eigentlich „unsozial“ als Gegenbegriff zu „sozial“, wird jedoch in der Regel im Sinne von „antisozial“ (das heißt gemeinschaftsschädigend) verwendet. „Asozial“ bezeichnet an sich ein von der anerkannten gesellschaftlichen Norm abweichendes Verhalten: Ein Individuum oder eine Gruppe verstößt durch die eigenen Handlungen gegen geltende gesellschaftliche Normen und gegen Interessen anderer Mitglieder der Gesellschaft.“


Ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung sieht in dem Asozialen oft den „faulen Bürgergeldempfänger“, der Arbeit ablehnt und stattdessen dem Sozialstaat auf der Tasche liegt.

Doch im Grundgesetz heißt es nicht, dass die Menschenwürde des arbeitswilligen Menschen zu schützen ist, sondern eines jeden Menschen! Die Diskussion, wie eine menschenwürdige Existenz zu definieren sei und welche Bedingungen man an welche Sozialleistungen knüpfen sollte, möchte ich hier nicht eröffnen.


Die wahren Asozialen sind für mich die Menschen, die aufgrund von geerbten Vermögen nie arbeiten mussten und müssen. Ihr alleiniger „Verdienst“ ist es, Kinder bzw. Erben von vermögenden Menschen zu sein. Die Medien sind voll von diesen „erfolgreichen“ Superreichen und ihren verwöhnten Sprösslingen, die – im Gegensatz zum Bürgergeldempfänger - mit ihrem leistungsfreien Einkommen kaum noch etwas Gescheites anzufangen wissen.


Macht Geld glücklich?

Es gibt dazu unterschiedliche Untersuchungen. Marcel Reich-Ranicki soll einmal gesagt haben: „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“

In einer Studie von Nobelpreisträger Daniel Kahnemann aus dem Jahr 2010 wurde die Zahl von 75.000 US-Dollar als sogenannte finanzielle Glücksgrenze betrachtet. Allerdings hat der Psychologe Matthew Killingsworth im Jahr 2021 diese 75.000 US-Dollar-These widerlegt. Menschen seien sehr wohl noch glücklicher, selbst wenn diese ein Jahreseinkommen über 100.000 US-Dollar erhalten – wenn auch in kleineren Schritten.

Nun haben die wissenschaftlichen Kontrahenten gemeinsame Sache gemacht und ihre Meinungsverschiedenheiten beigelegt. Die Forscher schlossen sich zu einer sogenannten „adversarial collaboration“ zusammen und unterzogen ihre Daten einer erneuten Analyse.


Sie sind sich einig:

„Für die meisten Menschen gilt, dass ein höheres Einkommen sie auch glücklicher macht“, mit der Ausnahme derjenigen, die wohlhabend, aber dennoch unglücklich sind. Mehr Geld hilft Menschen nicht, wenn sie zwar bereits reich, aber unzufrieden sind.

„Geld ist zwar nicht das Geheimnis zum Glück, aber es hilft“, jedoch sei nach Erreichen eines Jahreseinkommens von 500.000 US-Dollar kein Zusammenhang mit weiteren Steigerungen des Glücks feststellbar. Vielleicht ist das die Schwelle, über der es Menschen nicht mehr möglich ist, das zu tun, was für das emotionale Wohlbefinden am meisten zählt: Zeit mit der Familie verbringen, Krankheit und Schmerz vermeiden oder die freie Zeit genießen. Wer so viel arbeitet, dass er 500.000 US-Dollar im Jahr verdient, hat kaum noch Freizeit – und das macht unglücklich.


Aufgrund dieser Erkenntnisse könnte man sich ja berechtigt fragen, warum überhaupt noch irgendwo Gehälter von über 500.000 US-Dollar gezahlt werden? Wie viele Häuser, Autos und Luxusgüter braucht ein Mensch, um glücklich zu sein?


„Geld ist zwar nicht das Geheimnis zum Glück, aber es hilft“


Zusammenfassung

Als provisionsunabhängiger Berater sehe ich die Pflicht, private Finanzthemen meiner Mandanten von verschiedenen Seiten zu betrachten. Laut meinen Erfahrungen ist Finanzberatung zu über 70% eine eher psychologische Beratung, denn das Wissen zu Finanzthemen finden Sie zuhauf im Internet. Wir wissen, wie wir uns richtig ernähren und bewegen müssen. Dennoch gibt es immer mehr übergewichtige Menschen. Wissen alleine reicht also nicht aus, um erfolgreich zu sein.

Bildung bezeichnet hingegen den Prozess des Lernens und des Erwerbs von Wissen, Fähigkeiten, Werten und Einstellungen.

Nicht jedes finanzielle Problem lässt sich durch ein Finanzprodukt lösen, auch wenn dieses viele Banken und Versicherungen gerne suggerieren. Oft reicht eine andere Sichtweise, eine andere Einstellung zu Dingen und die passende Motivation, um Probleme lösen zu können.

Viele Menschen finden Motivation in positiven Erfahrungen und Gefühlen wie Liebe, Freude oder der Zufriedenheit, Ziele erreicht zu haben. Darüber hinaus kann die Entwicklung von Selbstbewusstsein und Selbstreflexion auch Veränderungen anregen, ohne dass man dabei Schmerzen erfahren muss.



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