Ein Leser fragte: Ich möchte monatlich 150 EUR für mein Kind anlegen. Aber wie?
Unseren Kindern gehört die Zukunft. Jeder möchte, dass es seinen Kindern gut geht und dass sie die besten Voraussetzungen für einen guten Start in ihr eigenes Leben haben werden. Neben einer liebe- und verantwortungsvollen Erziehung, guter Bildung und der Vermittlung von angemessenen Wertvorstellungen, können Eltern auch finanziell viel für ihre Kinder tun.
Bevor Sie sich überhaupt Gedanken machen, welche Anlageform Sie wählen, sollten Sie sich zuerst überlegen, was Sie für Ihr Kind überhaupt erreichen möchten.
Es ist wie im Baumarkt, wenn man vor einem Regal voller Bohrmaschinen steht und den Verkäufer um Rat fragt. Bevor man sich in den Vergleich der technischen Daten und Preise der unterschiedlichen Bohrmaschinen erschöpft, sollte man sich zuerst über das Loch unterhalten, welches gebohrt werden soll. Für ein 1 cm großes Loch in einer Styropor Platte benötigt man sicherlich keinen Bohrhammer. Das ginge auch mit dem kleinen Finger. Für ein Loch in einer Stahlbetonwand hingegen dürfte dieser nicht ausreichen.
Übertragen heißt das. Viele Finanzberater sprechen mit ihren Kunden lieber über ihr Bohrmaschinensortiment als über das Loch.
Risiken und Kosten – Was wird benötigt?
Diverse Berechnungen haben ergeben, dass ein Kind bis zum 18. Lebensjahr den Eltern im Schnitt 120.000 EUR kostet. Einige Eltern geben weniger, andere mehr aus. Aber wie könnte man individueller herangehen? Da gibt die Düsseldorfer Unterhaltstabelle eine Orientierung in die Hand.
Ein Elternteil mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 2.000 EUR hat demnach für ein neugeborenes Kind bis zum 25. Lebensjahr Unterhaltsverpflichtungen von ca. 135.000 EUR (Ein unverändertes Einkommen des Elternteils und eine Schul- und Berufsausbildung bzw. Studium des Kindes bis zum 25. Lebensjahr vorausgesetzt.)
Diese Summe gilt es abzusichern, denn was nützt den fürsorglichen Eltern heute ein Sparplan über 150 EUR im Monat, wenn einer von Ihnen oder beide morgen versterben?
Was jedoch kommt finanziell auf die Eltern zu, wenn dem Kind in dieser Zeit durch Unfall oder Krankheit etwas zustößt und das Kind gar nicht in die Gelegenheit kommt, eigenes Geld zu verdienen?
So könnte die Lösung aussehen
Zuerst gilt es, den Todesfall des Unterhaltspflichtigen (Vater, Mutter oder beide zusammen) abzusichern. Ein Todesfallschutz in Höhe von 135.000 EUR mit fallender Versicherungssumme und einer Laufzeit von 25 Jahren kostet für einen 25-jährigen Elternteil bei einem guten Direktversicherer ca. 5,50 EUR netto inkl. Überschüsse und fallender Beitragssumme (Standardangebot eines Direktversicherers).
Möchten die Eltern zudem noch ein Startkapital für das Kind von 60.000 EUR zum 25. Lebensjahr mit absichern, benötigen sie eine Versicherungssumme von 155.000 EUR. Ich habe dafür die 60.000 EUR mit 4,5% pro Jahr auf den heutigen Tag abgezinst und dadurch einen Anlagebetrag von ca. 20.000 EUR errechnet. Diesen Einmalanlagebetrag bräuchte man also heute, um bei einer Rendite von 4,5% p.a. in 25 Jahren ein Kapital von 60.000 EUR (vor Steuern) zu erhalten.
Eine Risiko-LV mit einer Versicherungssumme von 155.000 EUR (135.000 + 20.000 EUR) kostet ca. 6,- EUR pro Elternteil. Dabei habe ich unterstellt, dass der Versicherte normal versicherbar ist.
Für eine Kindererwerbsunfähigkeitsrente muss für ein 1-jähriges Kind für eine monatliche Rente von 1.000 EUR bei Erwerbs- und Schulunfähigkeit, einer Invalidität von mind. 50% und/oder Pflegebedürftigkeit mit ca. 20 EUR pro Monat gerechnet werden (Standardangebot eines Direktversicherers).
Bei einer jährlichen Zahlung der Versicherungsbeiträge lässt sich die Beitragshöhe noch etwas reduzieren, da dann der Unterjährigkeitszuschlag wegfällt.
Wenn also beide Elternteile und das Kind abgesichert werden, verbleiben für die Bildung eines Kapitalstocks in diesem Fall ca. 115 EUR pro Monat.
Geldanlage/Kapitalstock
Bei einer Laufzeit von über 15 Jahren können Sie getrost in einen gut gemanagten, weltweit investierenden Mischfonds investieren. Vergleichsportale für Fonds gibt es im Internet genug. Sie sollten jedoch auf eine möglichst geringe Kostenquote achten. Dachfonds mit mehrschichtigen Gebührenstrukturen sind nicht immer die erste Wahl. Achten Sie auf kostengünstige Depotgebühren und eine Bank, die den Fonds ohne Ausgabeaufschlag anbietet. Auch dafür gibt es eine recht große Auswahl von Direktbanken oder Discountbroker am Markt. Denken Sie daran, dass ca. 5 Jahre vor der geplanten Verfügung des Kapitals das Risiko der Anlage schrittweise gesenkt wird.
Eine Berechnung über die Internetseite www.zinsen-berechnen.de hat folgende Ergebnisse ergeben. Bei einem mtl. Sparbetrag von 115 EUR, einer jährlichen Depotgebühr von 0,1% (mind. 50 EUR – max. 100 EUR p.a.) und einem Fonds ohne Ausgabeaufschlag stehen dem Anleger bei einer unterstellten Wertentwicklung von 4,5% p.a. nach 25 Jahren knapp 63.000 EUR zur Verfügung. Bei einer Wertentwicklung von 6% ca. 78.000 EUR. Zahlen Sie hingegen den vollen Ausgabeaufschlag, werden daraus nur noch 60.000 EUR bzw. 74.500 EUR. (Eventuell anfallende Abgeltungssteuer wurden aus Vereinfachungsgründen nicht berücksichtigt.)
Die Vorsorge für das eigene Kind könnte somit wie folgt aussehen.
Zusammenfassung/Hinweise
Dieses Beispiel soll dazu dienen, Ihnen eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie man an die Lösung einer solchen (auf dem ersten Blick recht banalen) Frage herangehen kann. Diese Lösung ist jedoch keine Standardlösung für alle Eltern. Beziehen Sie bei Ihrer individuellen Lösung auch bestehende Versicherungen und Vermögenswerte mit ein.
Einige Vertreter der Versicherungsbranche werden nun vielleicht sagen, dass das auch mit einer kapitalbildenden Lebensversicherung gelöst werden könnte, die ja den Todesfallschutz, als auch die Bildung des Kapitalstocks, in einem Produkt zusammenfasst. Ich bin der Auffassung. Der Tod ist eine der eindeutigsten Tatsachen für das Eintreten eines Versicherungsfalles. Da benötigt keiner eine dezidierte Beratung. Dieses Risiko kann durchaus jeder selber über einen Direktversicherer absichern und damit Kosten sparen.
Bei der Absicherung der Kindererwerbsunfähigkeit verhält es sich hingegen anders. Hier sollte in jedem Fall der professionelle Rat eines Versicherungsmaklers hinzugezogen werden, da hier sehr unterschiedliche Angebote am Markt vorhanden sind.
Flexibilität ist Trumpf
In der oben beschriebenen Lösung ist der Todesfallschutz für die Eltern auch dann finanzierbar, wenn die Eltern einmal einen finanziellen Engpass haben oder ein Elternteil arbeitslos wird. In diesem Fall kann man den Fondssparplan ohne Probleme aussetzen. Die 2 x 6,- EUR pro Monat für die Risiko-LV dürften auch bei einem finanziellen Engpass tragbar sein. Bei einer kapitalbildenden LV wird das schon schwieriger.
Auch können die Eltern jederzeit ganz einfach die Sparbeiträge und auch die Anlageform/-struktur ändern und den jeweiligen Gegebenheiten anpassen.
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