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"Wie werde ich reich?" Mit Strategie zum Erfolg - Teil 1

(veröffentlicht auf Cashkurs.com am 18.05.2016)


„Wie Sie aus 20.000 EUR in 10 Jahren 100.000 EUR machen?“ „Mit dieser Anlagestrategie werden Sie reich!“ „Die 100%-Chance für 2016.“ So oder ähnlich fangen viele Anzeigen oder Beiträge in einschlägigen Printmedien oder Internetportalen an. Doch was ist dran an diesen Versprechungen? Welche Strategie ist denn nun die richtige für Sie? Den Börsenguru von morgen erkennen Sie daran, dass er Ihnen heute ganz toll erzählen kann, was und warum gestern an den Märkten etwas passiert ist. An ihren eigenen Zukunftsprognosen hingegen scheitern sie regelmäßig.


Um eines vorweg zu nehmen. Ich bin kein Börsenguru und kein Hellseher. Ich muss immer noch für mein Geld arbeiten, obwohl es mir anders herum lieber wäre. Ich verfüge jedoch über 25 Jahre Erfahrungen im Bereich Markt- und Anlegerverhalten.

Was taugen denn nun die vielen Tipps und Weisheiten der Anlegerprofis und Börsengurus?

Eines ist gewiss. Die wenigsten von ihnen sind mit Ihrer Anlagestrategie richtig vermögend geworden, sondern mit der Veröffentlichung dieser durch Bücher oder kostenpflichtige Abonnements. Denn weshalb sollten sie ihre Weisheiten und Supertipps dem „gemeinen Volk“ kundtun, wenn es doch viel einfacher wäre, dieses Geheimwissen erfolgreich für sich selbst zu nutzen?


1. Die Psychologie der Märkte

Angst und Gier sind die wesentlichen Faktoren, die Märkte bewegen. Schon André Kostolany meinte einst, dass die Börse zu 90% aus Emotionen bestehe. Die mittelfristige Erwartung der Anleger sagt uns etwas zu deren Grundüberzeugung und hat deshalb Prognosecharakter. Die kurzfristigen Einschätzungen reflektieren die Anlegeremotionen und müssen deshalb als Kontraindikator gewertet werden: Sind die Börsianer extrem euphorisch, ist das ein Warnsignal. Sind sie hingegen ängstlich, spricht das eher für steigende Kurse. Steigende Kurse schaffen eher Vertrauen, fallende Kurse machen hingegen ängstlich. Das führt oft zu einem massiven Herdenverhalten an den Börsen.

Eine Baisse lässt sich i.R. in drei Phasen einteilen. In der ersten Phase fällt der Kurs. Keiner weiß warum? Nur eine vorübergehende Korrektur? Es folgt die Phase zwei - die „Erkenntnis“. Der Kurs fällt weiter. Nach und nach gibt es immer mehr Erklärungen dafür. Dann bricht Panik aus. Die Medien berichten von Verkäufen, von verzweifelten Händlern oder Anleger. Alle wollen nur eines - raus - die Phase der Kapitulation. Machen Nachrichten die Kurse oder Kurse die Nachrichten? Sicherlich von beidem etwas.

Wie sonst ließe sich der drastische Absturz des chinesischen Aktienmarktes genau an den ersten beiden Börsentagen dieses Jahres erklären, wo doch von den allgemeinen Risiken in der chinesischen Wirtschaft schon lange zuvor in aller Ausführlichkeit berichtet wurde? Lag es vielleicht am gerade eingeführten Sicherungssystem, der den Handel nach 5% Verlust für 15 Minuten, nach 7% Verlust komplett aussetzt? Lag es also wirklich nur an den Wirtschaftsmeldungen? Oder wollte jemand das System zum eigenen Vorteil testen? Das werden uns die Verursacher dieser Börsenbewegung sicherlich nicht mitteilen.


2. Wer macht die Kurse?

Mit über 4.600 Mrd. USD ist Black Rock der größte Vermögensverwalter der Welt. Die Deutsche Asset & Wealth Management steht mit ca. 1.260 Mrd. USD auf Platz 10. Doch auch Hedgefonds sind – teilweise sehr aggressiv – an den Märkten tätig. Laut "Business Insider" ist Millenium Partners L.P. mit 181,48 Mrd. USD die weltweite Nr. 1. Der Kopf dahinter ist Israel Englander, der laut "Forbes" über ein Privatvermögen von 4,8 Mrd. Dollar verfügt.

All diese Investoren versuchen nun, an den Aktien-, Rohstoff-, Anleihen- und Devisenmärkten Erträge zu erzielen, die über der allgemeinen Marktrendite liegen. Und das mit immer ausgefeilteren Methoden, denn nur eine Outperformance sichert Anlegergelder. Sie haben jedoch ein Problem. Diese Investoren bewegen so große Volumina, dass sie mit Ihren Transaktionen marktbeeinflussend sind. Die Alternative zu einem direkten Aktienverkauf ist dann häufig die Absicherung durch Optionen. Da alle Investoren Angst davor haben, in starken Baissephasen hohe Verluste einzufahren, ist die Absicherungsmentalität sehr hoch. Die Anzahl von derivativen Geschäften nimmt deshalb ständig zu und nimmt derweil irrwitzige Größenordnungen an. Für mich eine riesige Zeitbombe.

Selbst langfristige Investoren (Anleger) beurteilt heute ihre Vermögensverwalter (Fondsmanager) oft nach seinen kurzfristigen Erfolgen. Gerade Fondsanleger sind schnell bereit, einem momentan schlecht laufenden Fonds den Rücken zu kehren und in einen Fonds aus den oberen Plätzen der wöchentlich publizierten Fondsrangliste zu investieren, ohne sich näher mit den jeweiligen Anlagestrategien zu beschäftigen. Zumindest für die Banken ein gutes Geschäft.


Können Sie sich noch an diese Zeit erinnern?



Die Anleger wurden systematisch auf einen riesigen Börsencrash vorbereitet, der mit einer Hyperinflation einhergehe. Eine der vielgepriesenen Empfehlungen lautete deshalb: Verkaufe Aktien, kaufe Gold und verkaufe langlaufende deutsche Staatsanleihen bzw. setze bei Anleihen auf Short (sprich – steigende Zinsen).


Was ist passiert?

Die Zinsen sanken weiter auf zeitweise bis zu 0%. Im Gegenzug stiegen die Anleihekurse. Die Anleger, die verkauft hatten, ärgerten sich zwar, hatten i.d.R. aber bereits gute Kursgewinne realisiert. Wer hingegen auf eine Hyperinflation, steigende Zinsen und fallende Anleihekurse gesetzt hatte, sah sich nunmehr mit steigenden Verlusten konfrontiert.

Auch der Goldinvestor rieb sich die Augen und staunte, warum denn jetzt Gold keine Krisenanlage mehr sei und war nun einem über 4-jährigen Abwärtstrend mit (vor allem bei Goldminen) teils heftigen Verlusten ausgesetzt.



Warum bliesen die Profianalysten, selbsternannten Börsengurus und Medien gerade dann zum Einstieg in Gold als sich der Goldpreis in den 5 Jahren zuvor bereits mehr als verdoppelt hatte? Brauchte jemand dringend Käufer, um seinen Bestand abzustoßen? Oder liefen reine Spekulationen, deren Hintergründe jenseits unserer Vorstellung liegen? Was führte in diesem Jahr zu den rasanten Kursanstiegen bei Gold? Eine Trendumkehr oder eine erneute und gezielte Finte? Die Fachleute rätseln und der Anleger wundert sich.

Ich bin kein Anhänger von Verschwörungstheorien. Bestimmte Kursentwicklungen der Vergangenheit weisen jedoch viele Ungereimtheiten auf. Nach und nach durften wir immer wieder der Presse entnehmen, dass einige Banken und Investmenthäuser der Manipulation von Zinsen (Libor-Skandal), Rohstoffen und ganzen Märkten bezichtigt und deswegen teilweise bereits angeklagt wurden.


3. Sind große Vermögensverwalter und Banken Zwangslügner?

Stellen Sie sich vor, Sie sind Pferdeprofi und wüssten genau, dass ein Außenseiterpferd bei einem Rennen in Topform ist. Sie wollen setzen, denn die Wettquote ist sehr hoch. Da Sie als Profi bekannt sind, werden Sie eine Woche zuvor von der Presse nach Ihrer Meinung befragt, welches Pferd wohl gewinnen wird? Wie antworten Sie? Sagen Sie die Wahrheit, obwohl Sie wissen, dass dieses Ihre Wettquote deutlich reduziert? Lügen Sie ganz bewusst, um Ihren Wetterfolg zu sichern? Oder formulieren Sie Ihre Meinung nebulös und reden von Wahrscheinlichkeiten, um Ihren Ruf nicht zu beschädigen? Dass bei Rennen, im Fußball und gar bei Olympiaden nicht immer der beste und fairste Sportler bzw. die beste Mannschaft gewinnt, dürfte jedem spätestens nach den Wett- und Dopingskandalen der Vergangenheit bekannt sein. Warum also sollte es an den Börsen anders sein?

Gebe jemanden etwas Macht und er wird sie missbrauchen…

Warum also sollte ein bedeutender Vermögensverwalter seine geplanten Transaktionen ankündigen? Nur der erste große Verkäufer erzielt Höchstkurse. Wenn er dann - nach seinen Verkäufen (also in Phase zwei „Erkenntnis“) - der Öffentlichkeit erklärt, warum er bereits gehandelt hat und das noch mit etwas Dramatik würzt, dann ist die Phase drei („Kapitulation“) sehr schnell herbeigeredet. In dieser Phase erfolgen idealerweise schon wieder die ersten Käufe durch ihn. Nach dem Abschluss verkündet der Vermögensverwalter der geneigten Presse, dass diese Korrektur wohl doch übertrieben sei. Der Trend kehrt sich mit positivem Vorzeichen um – zumindest für den Vermögensverwalter. Der Privatanleger steht unschlüssig daneben.

So zumindest würde ich es machen, wenn ich dazu die Macht und den Erwartungsdruck des Anlegers im Rücken hätte. Die Marktrendite kann nur einmal verteilt werden. Wer mehr haben möchte, muss dafür sorgen, dass andere weniger bekommen oder gar verlieren.

Warren Buffett und George Soros gehören sicherlich zu den einflussreichsten Investoren der Welt, die unterschiedlicher nicht sein können. Sie beeinflussen Meinungen und Handlungen Märkte bis ganze Volkswirtschaften.

Der Investor und Börsenspekulant George Soros erlangte im Jahr 1992 weltweite Berühmtheit, als er über seinen Quantum Funds gegen das Britische Pfund wettete und dabei binnen einer Woche einen Gewinn von 1 Mrd. US-$ erzielte. Anders als der Value-Investor Buffett investiert Soros nicht unbedingt nach nachvollziehbaren Regeln. Beide haben jedoch eines gemeinsam. Sie kündigen Ihre Transaktionen nie konkret an - bevor sie handeln.

Der unwissende Anleger bewundert diesen Vermögensverwalter wegen seiner Weisheit und seinem Gespür für Trends und verkennt dabei oft, dass dieser aufgrund des verwalteten Anlagevolumens (Marktmacht) und der Anlagemöglichkeiten (Derivate, neuronale und automatisierte Handelssysteme, Nano-Börsenhandel…) genau diesen Trend mit verursacht hat.


4. Wer zuerst kommt, malt zuerst

Zum Höhepunkt der ersten Bankenkrise erreichte die Daimler-Aktie nach ihrem Höchstkurs am 25.10.2008 (78,79 EUR) am 02.03.2009 mit 17,20 EUR den Tiefststand der letzten 20 Jahre. An diesem Tag wurden auf XETRA ca. 8,6 Mio. Aktien von Daimler in einer Spanne von 17,20 EUR bis 18,28 EUR gehandelt. Das waren ca. 1% der weltweit handelbaren Aktien. Zu den Höchstkursen wurde hingegen noch fast das Dreifache an Volumen gehandelt (also auch gekauft).

Allein der derzeit mit ca. 5,4 Mrd. EUR AUM größte (von derzeit ca. 120) in Deutschland zugelassenen Fonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland – der DWS Deutschland – besaß lt. Halbjahresbericht im März 2016 ca. 6 Mio. Daimler-Aktien. Also fast die Handelsmenge eines durchschnittlichen Börsentages.

Wer hat zu den Höchstkursen noch so viele Daimler-Aktien gekauft? Und warum haben zu den Tiefstkursen nur zu wenige Anleger beherzt zugegriffen?


Was möchte ich Ihnen damit sagen?

Zu den jeweiligen Höchst- und Niedrigstkursen können nur die wenigsten Akteure an den Aktienmärkten erfolgreich und dann auch nur mit vergleichsweise geringen Stückzahlen handeln. Wenn es dennoch funktionierte, dann aus purem Glück oder aufgrund gezielter Marktmacht. Beides ist dem Privatanleger auf Dauer nicht gegeben.

Gewinne sind nur dann echte Gewinne, wenn sie durch einen Verkauf realisiert wurden. Alles andere sind Buchgewinne und damit Schall und Rauch.


5. Wer hat Recht?

Machen Sie sich einmal den Spaß und suchen Sie im Internet nach einer Prognose für die DAX-Entwicklung der nächsten 4 Wochen. Sie werden mindestens drei Empfehlungen erhalten. Kaufen! Halten! Verkaufen! Alle drei hochqualifizierten und topbezahlten Analysten können Ihnen diese Empfehlung auch wunderbar und sehr einleuchtend begründen. Wem wollen Sie nun glauben?

Doch die drei unterschiedlichen Aussagen verwundern nicht. Es muss diese konträren Meinungen geben. Denn nur so kann der Markt funktionieren. Wenn es keine Pessimisten gibt, gäbe es auch keine Aktien zu kaufen. Gäbe es keine Optimisten, würde keiner seine Aktien loswerden.

Sind die Kleinanleger also nur Spielbälle der Großinvestoren und Banken?


6. Der Irrglaube vieler Anleger - Fondsmanager dürfen (nicht) alles

Ein Fonds ist die Vermögensverwaltung des „kleinen Mannes“ (Anleger). Jeder Fonds definiert sich mit einer konkreten Anlagestrategie, die bei Fondsauflegung festgelegt sein muss und jedem Anleger über den Fondsprospekt bzw. die KIID mitgeteilt wird. Dennoch gibt es bei vielen Anleger immer wieder große Irritationen.

Ein Aktienfonds heißt Aktienfonds, weil der Fondsmanager nur in Aktien investieren darf. Selbst wenn er 100%ig wüsste, dass eine starke Baisse bevorsteht, darf er die Aktien nicht verkaufen, und seine Liquidität damit endlos erhöhen. Die einzige Möglichkeit bestände ggf. darin, über Optionen das Verlustrisiko zu verringern. Das aber auch nur im Rahmen der zuvor in den Fondsbedingungen definierten Möglichkeiten. Hier zählt also die Produktwahrheit. Sie erhalten das, was draußen draufsteht.

Wenn ein Anleger jedoch vom Fondsmanager erwartet, dass er in negativen Trendphasen aktiv die Aktienquote verringert und in positiven Trendphasen wieder erhöht, dann darf er nicht in einen Aktienfonds investieren, sondern muss sich einen Mischfonds suchen, der neben Aktien auch Rentenpapiere erwerben oder auch größere Cashpositionen halten darf.

Aber auch hier gibt es große Unterschiede. Bei vielen Mischfonds ist eine minimale oder maximale Aktienquote festgeschrieben. Nur relativ wenige Fonds haben die Möglichkeit, die Aktienquote von 0 – 100% zu variieren.


Zusammenfassung

Wenn Sie also zu der Erkenntnis gelangt sind, dass die Börsen zu einem großen Teil von wenigen übergroßen Investoren und Spekulanten beeinflusst und vom Herdentrieb der Kleinanleger bewegt werden, Marktbewegungen rationell und nach klassischen Maßstäben kaum noch zu erklären sind, Staaten und Notenbanken massiv in Märkte eingreifen und sie damit kaum kalkulierbar machen - wenn die Börsen letztendlich nur Märkte sind, bei denen Vermögenswerte von zittrigen Händen in clevere bzw. strategische Hände umverteilt und die nachhaltigen Renditechancen trotz erhöhtem Risiko beschränkt sind, dann stellen sich zwei Fragen:

Sollte man überhaupt noch sein Geld anlegen?

Wenn ja – welche Strategie ist hier die geeignete?

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